Wo liegt Matreium?

Das Projekt WO LIEGT MATREIUM? wurde 2022 realisiert:

Seit langer Zeit war da etwas im Busch …


Teaser 1
Instagram oder Facebook

Teaser 2
Instagram oder Facebook

Teaser 3

Instagram oder Facebook

Teaser 4

Instagram oder Facebook

Die Zeit der Recherche, Vorbereitung und Suche ging Ende September 2022 vorbei.

Schau ins Video: Instagram oder Facebook

PS:  Zusammenfassung: Das Projekt „Wo liegt Matreium?“ fand bis Ende Dezember 2022 statt:

Jede/r war aufgerufen etwas zur Geschichte der Gemeinde beizutragen: Funde, Erinnerungen, Geschichten aus der eigenen Familie und sich mit auf die Suche nach Matreium zu machen.

Im Projekt „Wo liegt Matreium?“ begab sich der Wipptaler Künstler Thomas Schafferer im Herbst 2022 gemeinsam mit der Bevölkerung auf die Suche nach der reichhaltigen Vergangenheit der Matreier Gegend. Nach dem Auftauchen von 15 fiktiven Grabungsorten im Ortsgebiet von Matrei, an denen die Römerstation eventuell verborgen liegen könnte (oder auch nicht), ging es weiter mit Interviews mit den MatreierInnen, plakatierten Erkenntnissen und einem archäologischen Vortrag im Rathaussaal:

  • 5. Nov. Erzählcafé / Vortrag „Die Römer in Matrei am Brenner“ mit Archäologe Christoph Hussl & dem Team der Matreier Ortschronisten, Rathaussaal Matrei, 19.15 Uhr, Eintritt frei
  • 29. Dez. Humorvolle Präsentation der Suchergebnisse des Projekts „Wo liegt Matreium?“, Hotel Krone, Seminarraum (1. Stock), Matrei, 20.15 Uhr: Mit Piano-Songs der Innsbrucker Musikerin Judith Warscher, einer bunten Text-Bild-Objekt-Performance des Wipptaler Allround-Künstlers Thomas Schafferer und Funden des Archäologen Christoph Hussl. Eintritt frei.

Nachbericht „Wo liegt Matreium?“:

Das Cognac & Biskotten Vereinsprojekt „Wo liegt Matreium?“ für TKI Open 2022 fand im Herbst 2022 (August bis Dezember) als ein humorvolles, künstlerisch-historisches Projekt im Gemeindegebiet von Matrei am Brenner statt.

Zusammenfassend wurden auf der Suche nach der verschollenen Römer-Raststation „Matreium“ 15 fiktive, künstlerische Grabungsorte installiert, die GemeindebürgerInnen von Matrei mit historischen Informationen versorgt, nach der möglichen Lage der Station befragt und die Ergebnisse aus rund 100 Interviews gesammelt bzw. verarbeitet. Am Ende dieses Prozesses stand eine unterhaltsame, szenische Lesung mit Bildern, Texten, Musik und Fundstücken, die im altehrwürdigen Matreier Hotel Krone kurz vor Jahresende präsentiert wurde.

Somit konnte etwas Licht durch diesen spartenübergreifenden Ansatz in die Geschichte von „Matreium“ gebracht, 27 mögliche Lageorte der Raststation konnten erfasst und die MatreierInnen mehr für ihre Wurzeln, aber auch für Geschichte, Kunst und Kultur begeistert werden.

Chronologisch betrachtet verlief dieses außergewöhnliche Projekt wie folgt:

Im August 2022 fanden erste Vorgespräche mit den Ortschronisten von Matrei statt, um die nachfolgenden Arbeitsschritte einvernehmlich und zielführend zu planen. Einführende Gespräche mit Archäologie-Vertretern ergänzten die akribische Recherche und die Lektüre entsprechender Fachliteratur.

Im September kam es zu ersten Kontaktaufnahmen mit potenziellen GrundbesitzerInnen, die ihre Wiesen und Flächen für jene Kunstinstallationen zur Verfügung stellen sollten, um als fiktive Grabungsorte inszeniert, die Aufmerksamkeit der MatreierInnen nachhaltig auf sich ziehen zu können.

Anfang Oktober startete „Wo liegt Matreium?“ dann intensiv mit mehreren Videos auf unseren Social Media Kanälen und der Website, die anteaserten, was wenige Tage später im gesamten Ortsgebiet (der fusionierten Großgemeinde aus Matrei, Mühlbachl, Pfons) Seltsames auftauchen sollte. Nämlich an besonders häufig frequentierten Straßen, Spazierwegen und sehr wichtigen Plätzen (oder auch in merkwürdigen Bereichen, wie etwa in Christbaumständern am Gehsteig) tauchten wie aus dem Nichts 15 Kunstinstallationen auf. Diese waren allerdings nicht als solche auf den ersten Blick als Kunstinterventionen erkennbar.

Die einheimischen SpaziergängerInnen und FahrzeuglenkerInnen stolperten hingegen über 15 ausgewiesene Grabungsorte, die erläuterten, dass hier eventuell Matreium liegen könnte. Eventuell aber auch nicht. Sie bestanden aus zugeschnittenen Holzpflöcken, Absperrbändern und Informationstafeln, die vom Wipptaler Künstler Thomas Schafferer gestaltet / konzipiert wurden. 15 künstlich erzeugte, archäologische Plätze, die einen Monat lang sehr viel Interesse erzeugten, auch durch die Lokale Presse aufgegriffen wurden und Fragezeichen in den Köpfen der BetrachterInnen schufen. Fragezeichen, die in erklärenden Gesprächen in Aha-Effekte umgewandelt wurden und zum nachfolgenden Schritt führten.

Am 5. November 2022 veranstalteten wir nämlich ein mit über hundert ZuschauerInnen besuchtes Erzählcafé im prallgefüllten Rathaussaal Matrei. Die Ortschronisten referierten ihre Erkenntnisse aus der Ortschronik. Ergänzt wurden die bisherigen recht dünnen Spekulationen über Matreium mittels fundierter Erkenntnisse des Archäologen Christoph Hussl, der schon seit über einem Jahrzehnt im Wipptal seine Forschungen betreibt. Seine Funde und Einschätzungen lösten eine rege geführte Diskussion über diesen urtiroler Siedlungsraum aus, der bereits seit der Ur- und Frühgeschichte enorme Wichtigkeit besaß, was dem Publikum in dieser Dimension mittels Fundorten und Fundobjekten eindringlich vor Augen geführt wurde.

Neben dieser eigenen erfolgreichen Veranstaltung tauchte der heimatforschende Fragen(zu)steller und Künstler Schafferer von November bis Dezember auch auf unterschiedlichsten Veranstaltungen in Matrei auf, um auf die Suche nach Matreium aufmerksam zu machen und Gespräche über Prä- und Historie der Gegend zu führen. Er spazierte zudem von Haus zu Haus (sogar bis ins Widum, ins Altersheim und in so manchen Keller), um Einschätzungen der EinwohnerInnen zu erhalten, wo die Römer ihre Station gebaut haben könnten.

Befragt wurden Bankdirektoren, Politiker, Postbeamte, Autobahn-Mitarbeiter, LandwirtInnen, Chronisten, Hotelbesitzer, KünstlerInnen, Hausfrauen, LehrerInnen, Raststätten-MitarbeiterInnen, Tankstellenpächter, Soldaten, Polizisten, Malermeister, Zimmervermieterinnen, Optiker, GärtnerInnen, Fotografen, SchülerInnen, Werbeleute, SeniorInnenvertreterInnen, Architekten, GastronomInnen, Tätowiererinnen, JournalistInnen, Handwerker, Tapezierer, Gemeindesekretäre, SozialarbeiterInnen, PensionistInnen, Buchhalter, AltenpflegerInnen, ArbeiterInnen und Angestellte, Selbständige, im Brotjobgefangene, Prokuristen, Pfarrer und Bürgermeister, kurzum ein bunter Querschnitt an Menschen und auch VertreterInnen von diversen Organisationen von Matrei wurden interviewt.

Vordergründig ging es dabei um die Suche nach einem verschollenen Römerbau, grundsätzlich wurde aber für mehr Geschichtsbewusstsein gesorgt und ein Nachdenkprozess angeregt. Darüber hinaus wurden ExpertInneninterviews etwa mit OrtschronistInnen des Tales oder Lehrpersonen durchgeführt.

An zahlreichen Geschäften und Lokalen im Ortsgebiet wurden Informationsplakate aufgehängt, um auf die Suche und interessante Antworten aufmerksam zu machen. Die allerwichtigsten Antworten der Bevölkerung konnten mittels wöchentlich aktualisierter Plakate sichtbar gemacht und Fundstücke zur Ansicht ausgestellt werden. Am Ende des langen Interview-Prozesszeitraums waren dann die Schaufensterscheiben eindrucksvoll vollplakatiert mit einem spannenden Antwortenkatalog der MatreierInnen, zugleich ein informatives Gesamtkunstwerk, das dort entstanden war und vom Erfolg des Projektes erzählte.

Kurz nach Weihnachten war es dann am 29. Dezember 2022 so weit, dass sämtliche Funde, Antworten und Suchergebnisse in eine berührende, inspirierende, kunterbunte Text-Bild-Collage einflossen, die Th. Schafferer, musikalisch ausgebaut in Form von spontanen Pianosongs der Musikerin Judith Warscher, lebendig und humorvoll präsentierte. Nämlich im Hotel Krone in Matrei in einem Raum, der die einzige Matreium-Darstellung im Tal aufzuweisen hat, im gut besuchten Seminarraum des über siebenhundert Jahre alten Gasthauses.

Die Präsentation umfasste einen Vortrag inkl. Projektionen, der den Prozess reflektierte und die Erkenntnisse informativ bzw. unterhaltsam mitteilte. Wie auch die Ergebnisse der rund hundert Interviews. Aus ihnen ergaben sich 27 mögliche Plätze und Orte im Gemeindegebiet, wo sich Matreium laut BewohnerInnen befinden könnte. Archäologe Hussl kommentierte die Einschätzungen der Bevölkerung und präsentierte auch eigene Entdeckungen. Dem Archiv übergeben wurden am Ende sämtliche Interviews, Fotos, Ergebnisse und Informationen aus dem Projekt „Wo liegt Matreium?“, als wichtige Sammlung für die Heimatforschung Matreis.

Wir bedanken uns an dieser Stelle für die großartige Unterstützung durch das Land Tirol (und im Vorfeld bei der TKI OPEN Jury) für dieses ganz besondere, traditionsbewusste, geschichtsbewahrende Cognac & Biskotten Projekt, das geprägt war durch das Aufeinanderzugehen. Die Frage „Wo liegt Matreium?“ baute auf einem gemeinsamen Nenner auf, denn von der Römerstation „Matreium“ hatte nahezu jede/r im Tal bereits einmal gehört. Es war ein konkreter Anstoß, im Wipptal etwas zu verändern, ein Beitrag des Sensibilisierens für die reiche heimische Geschichte, aber auch für die Macht von Kunst und Kultur. Was uns definitiv gelungen ist.